Projekte
HORAO – erfolgreiche Forschung dank Crowdfunding
Eine grosse Herausforderung in der neuroonkologischen Chirurgie ist die Identifikation von Faserbahnen und die Unterscheidung zwischen Tumor und gesundem Gewebe während einer Operation. Auf der Suche nach einem innovativen Ansatz zur Bewältigung dieser Herausforderung haben Neurochirurgen des Inselspitals das Projekt HORAO ins Leben gerufen.
Es begann mit einem Crowdfunding-Wettbewerb zur Generierung von finanziellen Mitteln mit anschliessendem Crowdsourcing-Wettbewerb zur Ideenfindung. Daraus hervorgegangen ist im Jahr 2019 eine Forschungszusammenarbeit mit dem siegreichen Forscherteam der Ecole Polytechnique in Paris. 2021 gewann das Forschungsprojekt HORAO die vierjährige Sinergia-Förderung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) für bahnbrechende Projekte.
Nach einer ersten, vielversprechenden Serie von Near-in-vivo-Messungen im Jahr 2021 an der Klinik für Neurochirurgie der Universität Bern ist das HORAO-Forschungsteam gewachsen und setzt seine Arbeit inzwischen mit erweiterter Expertise fort. Es wird nun verstärkt durch eine Untergruppe für maschinelles Lernen.
Projektleiter: Prof. Dr. med. Philippe Schucht
Projektkoordinator: David Hasler
AMBIZIONE-Projekt
Mapping and Modeling of Deep Brain Stimulation
Die tiefe Hirnstimulation (DBS von engl. Deep Brain Stimulation) behandelt Bewegungsstörungen wie Morbus Parkinson. Es ist ein chirurgischer Eingriff am Gehirn: Elektroden werden dabei präzise im tiefen Hirn implantiert, wo sie dann elektrische Impulse an bestimmte Hirnstrukturen abgeben. Um Nebenwirkungen zu vermindern und die Behandlung zu verbessern, wurden vor wenigen Jahren segmentierte Elektroden entwickelt. Diese ermöglichen eine gezieltere Stimulation der Hirnstrukturen und mehr Möglichkeiten die Stimulation zu programmieren. Jedoch bringt dies die bisherige manuelle Programmierung an ihre Grenzen und beansprucht mehrstündige Konsultationen.
Das Hauptziel ist die Entwicklung und klinische Evaluierung einer computergestützten Programmierung. Wir erwarten, dass diese neue DBS-Programmierung ähnliche Verbesserungen der motorischen Fähigkeiten der Patienten zeigt wie die bisherige manuelle Programmierung, aber deutlich weniger Zeit benötigt und damit für Patient, Arzt und das Gesundheitswesen von Vorteil sind.
Projektleiter: | Dr. sc. Thuy Anh Khoa Nguyen ETH |
Peers for Peers
Information wird Relevanz
Die Plattform «Peers for Peers» wurde von Medizinern gegründet, um Ärzten und Forschern zu helfen, aus der Fülle der aktuellen Publikationen, die wirklich wichtigen Artikel zu finden – neue Erkenntnisse, die jetzt schon in die Behandlung von Patienten einfliessen könnten, aber normalerweise erst später in Lehrbüchern zu finden sind. Peers for Peers bietet den einfachsten und schnellsten Weg zu neuen Therapien in der Neurochirurgie. Die Plattform startet als Initiative der European Association of Neurosurgical Societies (EANS) zunächst im vaskulären Bereich.
Projektleiter: Prof. Dr. med. Andreas Raabe
Projektkoordination: Luisa Tonarelli
Elumity
Die DNA für Wissen im digitalen Zeitalter
Die richtige Diagnose zu stellen und die beste Therapie auszuwählen, erfordert umfangreiches medizinisches Wissen. Ärztinnen und Ärzte müssen deshalb lebenslang lernen. Im neuen «Informationszeitalter» werden Bücher und Zeitschriften durch digitale Dokumente und Präsentationen ersetzt, die auf Knopfdruck millionenfach mit unterschiedlichen Inhalten und in unterschiedlichen Qualitäten verfügbar sind. Die Trefferlisten im Internet bedeuten aber noch kein Wissen in den Köpfen. Und genau ab diesem Punkt sind Ärztinnen und Ärzte sich selbst überlassen. Mit unserem Software-Projekt «Elumity» schaffen wir ein System, das den Benutzern hilft, persönliches Wissen dauerhaft aufzubauen. Es beginnt dort, wo eine Wissensquelle als persönlich wertvoll identifiziert wurde. «Elumity» enthält neue Tools zur Interaktion mit digitalen Dokumenten, um die wesentlichen Informationen – die Perlen des Wissens – zu extrahieren und diese mit vorhandenem Wissen zu verknüpfen. Es bietet darüber hinaus ein innovatives Lernsystem und organisiert gesammelte Dokumente in Prioritätsebenen, damit die Sicht auf das Wichtige frei bleibt. Unser Projekt «Elumity» bietet genau für das eine Lösung, was mehr als 300 internationale Ärztinnen und Ärzte in einer Umfrage als Problem definiert haben.
Projektleiter: Prof. Dr. med. Andreas Raabe
Klinische Studien
Studien im Bereich Hirntumoren
CCCV-Studie
Die Auswirkung einer Erhöhung des elektrischen Stimulationsstroms oder der Pulsdauer auf die Patientenbewegung und die Amplitude der Überwachungssignale während einer Operation unter Funktionsüberwachung
The effect of increasing transcranial electric stimulation current or pulse duration on intraoperative patient movement and motor evoked potential amplitude
Bei dieser Studie wird ein Medizinprodukt, das IOM-Gerät (IOM = Intraoperatives Neuromonitoring, vereinfacht Funktionsüberwachung während der Operation) angewendet, welches für diesen Einsatz zertifiziert ist und bereits seit mehreren Jahren erfolgreich angewendet wird. Wir vergleichen in der Studie die Auswirkungen verschiedener Stimulationsparameter. Spezifisch werden verschiedene Kombinationen von Stromstärke und Pulsdauer getestet, um herauszufinden, welche davon eine minimale Bewegung der Patientin/des Patienten verursacht und so die Operateurin/den Operateur am wenigsten beeinträchtigt. Während einer Operation am Gehirn ist es wichtig, millimetergenau zu agieren und somit sollte jede unnötige Bewegung der Patientin/des Patienten verhindert werden.
Studienleiter: | Prof. Dr. med. Kathleen Seidel |
Studienkoordinator: | Dr. phil. Jonathan Wermelinger |
Studienregister: | NCT05375669 |
CLEBT-Studie (CONVIVO in-vivo)
Konfokale Endomikroskopie für Gehirntumoren – Gewebediagnostik von Tumoren bei Gehirnoperationen
Confocal laser endomycroscopy for brain tumors
Ziel der Studie ist es eine Gewebediagnose ohne Gewebeentnahme zu ermöglichen.
Hierbei wird mit dem CONVIVO®-System ein «Foto» vom Gehirngewebe eines Patienten erstellt. CONVIVO® kann bis auf die zelluläre Ebene des Gehirns hineinzoomen. Es geht darum, gesundes Gewebe von Tumorgewebe unterscheiden zu können.
Studienleiter: | Prof. Dr. med. Kathleen Seidel |
Studienkoordinator: | Dr. phil. Jonathan Wermelinger |
Studienregister: | NCT04280952 |
CONVIVO-Projekt
RESDEX-Studie
Studie zur Implementierung eines restriktiven Dexamethason Behandlungsregimes bei Hirntumorpatienten
Restrictive use of dexamethasone in glioblastoma
Diese Studie untersucht, ob die neurochirurgische Behandlung von Hirntumoren bei bestimmten Patienten ohne zusätzliche Verabreichung von Dexamethason (Cortison), oder nur mit einer Minimaldosis von Dexamethason durchgeführt werden kann.
Studienleiter: | Prof. Dr. med. Andreas Raabe |
Studienkoordinator: | Nicole Söll |
Studienregister | NCT04266977 |
ReSurge-Studie
Randomisierte kontrollierte komparative Phase-II-Studie zur Chirurgie bei Glioblastom-Rezidiven
Surgery for Recurrent Glioblastoma (RESURGE)
Bis heute gibt es zwei etablierte Strategien, um einen wiederkehrenden Hirntumor zu behandeln:
- Eine erneute Operation des Hirntumors gefolgt von einer Zweitlinien-Therapie (Chemo- oder Radiotherapie)
- Sofortige Zweitlinien-Therapie (Chemo- oder Radiotherapie) ohne vorgängige Operation
Welche der beiden Behandlungsstrategien den grösseren Erfolg hat, ist bisher ungeklärt. Ziel dieser Studie ist, genau dies zu untersuchen. Es soll geklärt werden, welche der beiden Behandlungsstrategien den grösseren Erfolg hat.
Studienleiter: | Prof. Dr. med. Philippe Schucht |
Studienkoordinatorin: | Luisa Neves da Silva |
Studienregister: | NCT02394626 |
TRANSEKT-Studie
Vergleich zweier Stimulationsmethoden zur Messung der Bewegungspotenziale während der operativen Entfernung von Hirntumoren im Hinblick auf die Prognosegenauigkeit von Lähmungen nach der Operation
Comparison between transcranial and direct cortical stimulation of motor evoked potentials during the resection of supratentorial brain tumors in terms of prognostic accuracy for postoperative motor deficits
Bei Operationen von Tumoren innerhalb des Schädels, die in einem Areal des Gehirns liegen, welches unter anderem die Bewegung von bestimmten Körperteilen (Hand, Arm, Bein oder Fuss) steuert, ist die Überwachung der Bewegungsfunktionen während der Operation notwendig, um den Tumor weitestmöglich zu entfernen, ohne dabei die Bewegungsfunktion zu beeinträchtigen.
Ziel dieser Studie ist es, zwei Methoden der Überwachung der Bewegungsfunktionen zu vergleichen: transkranielle Stimulation und direkt kortikale Stimulation. Die transkranielle Stimulation erfolgt durch Elektroden, die auf der Kopfhaut an bestimmten Stellen fixiert werden. Die direkt kortikale Stimulation erfolgt durch Streifenelektroden, die nach Eröffnung des Schädels unter die Hirnhaut geschoben werden und direkt auf der Hirnoberfläche zum Liegen kommen.
Studienleiter: | Prof. Dr. med. Kathleen Seidel |
Studienkoordinator: Backup: | Dr. phil. Jonathan Wermelinger Nicole Söll |
Studienregister: | DRKS00023256 |
Studien im Bereich Wirbelsäule
VANCO-Studie
Vancomycin-Puder zur Prophylaxe von chirurgischen Wundinfektionen nach instrumentierter spinaler Fusion: Eine randomisierte kontrollierte Studie (VANCO Trial)
Suprafascial vancomycin powder for prevention of surgical site infections after instrumented posterior spinal fusion: A randomized controlled phase-II trial
Wir wollen bei offenen, (mit einem Schrauben-Stab-System) instrumentierten Operationen an der Wirbelsäule mit Zugang von hinten untersuchen, ob das Antibiotikum Vancomycin in seiner Puderform, welches am Ende der Operation in die oberflächliche Wunde gegeben wird, die Rate an chirurgischen Wundinfektionen senkt. Zudem sollen auch die Sicherheit und Verträglichkeit dieser Methode untersucht werden.
Vancomycin ist ein Antibiotikum, welches den Aufbau der Zellwand in empfindlichen Bakterien hemmt. Das Medikament wird weltweit seit Jahrzehnten routinemässig zur Prophylaxe und Therapie von bestimmten bakteriellen Infektionen verwendet. Allerdings existiert weltweit inklusive der Schweiz für die Verwendung der (nicht aufgelösten) Puderform zur Infektprophylaxe keine offizielle Empfehlung («off-label»).
Studienleiter: | PD Dr. med. Ralph Schär |
Studienkoordinator: | Nicole Söll |
Studienregister: | NCT04017468 |
Studien im Bereich Hirngefässe
SWITCH-Studie
Chirurgische Entfernung des Schädelknochens (dekompressive Hemikraniektomie) bei spontanen Hirnblutungen
Swiss Trial of Decompressive Craniectomy versus Best Medical Treatment of Spontaneous Supratentorial Intracerebral Hemorrhage: A Randomized Controlled Trial.
Die spontane Hirnblutung ist eine der schwersten Formen des Hirnschlages und betrifft weltweit über 2 Mio. Menschen pro Jahr. Ungefähr 1/3 bis 1/2 dieser Patienten versterben kurz danach und die meisten der Überlebenden erleiden schwere neurologische Ausfälle mit Langzeitbehinderung. Bisher gibt es abgesehen von der Betreuung auf der Intensivstation keine Möglichkeiten, wie diesen Patienten geholfen werden kann.
Mit dieser Studie möchten wir untersuchen, ob die Entfernung von Teilen des Schädelknochens (Entlastungskraniektomie) die Sterblichkeit und den Behinderungsgrad dieser Patienten im Vergleich zur bestmöglichen medizinischen Behandlung zu reduzieren vermag. Ziel dieser Studie ist es, Patienten mit einer Hirnblutung in Zukunft eine Behandlung anbieten zu können, die sowohl die Sterblichkeit wie auch den Behinderungsgrad reduzieren kann.
Die neurologischen Ausfälle bei einer Hirnblutung entstehen einerseits durch die Raumforderung der Blutung, andererseits durch die sekundäre Hirnschwellung. Die Entfernung von Teilen des Schädelknochens ist ein chirurgisches Standardverfahren, das bei Patienten mit einer Hirnschwellung nach einer schweren Mangeldurchblutung des Gehirns, nach Hirnverletzungen durch einen Unfall aber auch bei gewissen Hirnentzündungen erfolgreich eingesetzt wird. Bisher hat keine Studie, die Patienten nach dem Zufallsprinzip in 2 Gruppen eingeteilt hat, die Wirksamkeit der Entfernung des Schädelknochens bei einer Hirnblutung untersucht.
Studienleiter: | Prof. Dr. med. Werner Z'Graggen |
Studienregister: | NCT02258919 |
Studien im Bereich Funktionelle Neurochirurgie und Schmerz
Burst-DBS-Studie
Burst-Tiefenhirnstimulation (DBS) bei chronischen neuropathischen Gesichtsschmerzen und neuropathischen Schmerzen nach Schlaganfall
Thalamic-Burst-DBS for Neuropathic Pain
Etwa 1–10 % aller Schlaganfallpatienten entwickeln im Anschluss ein chronisches neuropathisches Schmerzsyndrom, das mit konventionellen Therapien und Medikamenten oft nur unzureichend behandelt werden kann. In diesen Fällen gibt es alternative Behandlungsmethoden wie die Tiefenhirnstimulation. Bei diesem Verfahren werden Elektroden an bestimmte anatomische Strukturen des Gehirns implantiert, um therapeutische Stromimpulse abzugeben. Trotz anfänglich gutem Ansprechen auf diese Therapie kommt es bei vielen Patienten im Verlauf leider zu einer Rückkehr der Schmerzen bis auf das Ausgangsniveau.
In unserem Forschungsvorhaben wollen wir nun herausfinden, ob eine neue Stimulationsform, die sogenannte Burst-Stimulation, bei Patienten mit Tiefenhirnstimulation im Bereich des Thalamus gut wirkt bzw. gleich gut oder besser wirkt.
Studienleiter: | Dr. med. Andreas Nowacki |
Studienkoordinator: | Nicole Söll |
Studienregister: | NCT05204472 |