Die Mikrochirurgie ist eine Operationstechnik, bei der unter einem Mikroskop operiert wird. Sie wird insbesondere bei diffizilen Vorgehensweisen eingesetzt, da kleinste Strukturen sichtbar gemacht werden können. Mit Hilfe zusätzlicher Instrumente erlaubt ein modernes Operationsmikroskop eine chirurgische Präzision im submillimetrischen Bereich. Auch grössere Tumoroperationen können mittlerweile über einen kleinen Zugang als Schlüsselloch-Chirurgie erfolgen.
Entwicklung der Mikrochirurgie
Die Neurochirurgie war und ist oft Vorreiter für neue operative Techniken. Auch die Operation unter einem Mikroskop wurde bereits vor mehr als 40 Jahren in der Neurochirurgie eingeführt. Mit Entwicklung der Technik wurden die Ansprüche an den Neurochirurgen immer grösser: Tumoren sollten möglichst vollständig entfernt werden, ohne dabei Hirnfunktionen zu beeinträchtigen oder die Sicherheit der Patienten zu gefährden. Um dies zu erreichen, hielt das Lichtmikroskop standardmässig Einzug in die Operationssäle von etablierten neurochirurgischen Kliniken.
Die Entwicklung moderner binokularer Operationsmikroskope mit stereoskopischer Sicht, einer 6- bis 20-fachen Vergrösserung und hoher Beleuchtungskraft hat die Mikrochirurgie dann zum Kennzeichen der Neurochirurgie werden lassen und das Mikroskop zu einem der wichtigsten Werkzeuge des Neurochirurgen gemacht.
Was sind die Vorteile der Mikrochirurgie?
Das menschliche Auge kann Strukturen von einer Grösse bis 0,1 mm differenzieren. Moderne Operationsmikroskope können das Gewebe zusätzlich um den Faktor 20–40 vergrössern. Diese hohe Auflösung ist verbunden mit einer höheren Ausleuchtung, einer besseren Sicht sowie einer Tiefenschärfe, Kontrastierung und Farbdarstellung, die dem normalen Sehvermögen weit überlegen sind. Für den Chirurgen wird die genauere Unterscheidung von gesundem und krankem Gewebe einfacher.
Unter dem Operationsmikroskop können ausserdem moderne Mikroinstrumente mit Diamantspitzen oder feinsten Formen verwendet werden, um Gewebeschichten und Strukturen im Gehirn und an der Wirbelsäule präzise und schonend zu operieren. Dies ist vor allem wichtig bei Operationen an eloquenten und tiefgelegenen Gehirnarealen, wie beispielsweise der Schädelbasis. Tumoren, die früher als inoperabel galten, können heutzutage operativ entfernt werden. Insbesondere für die vaskuläre Neurochirurgie ermöglichen die neuen mikrochirurgischen Instrumente die Durchführung diffizilster Operationen.
Zusätzlich ist in den heutigen Mikroskopen eine Kamera integriert mit Foto- und Filmfunktion. Dies kann beispielsweise für eine Liveübertragung der Operation genutzt werden und so als Lehr- und Ausbildungsfunktion für Ärzte dienen.
Insgesamt bedeuten alle diese neuen Errungenschaften in der Mikrochirurgie eine grössere Operationssicherheit für den Patienten.
Zukunftsaussichten
Die nicht aufzuhaltende digitale und technische Weiterentwicklung im OP-Bereich bringt zahlreiche innovative Technologien mit sich, die das Operieren leichter und sicherer machen. Hierzu gehören beispielweise die Neuronavigation, die 5-ALA-Fluoreszenz oder auch der Einsatz von Augmented Reality (AR). Augmented Reality ist ein Forschungsschwerpunkt unserer Klinik. Das Ziel ist eine vollständige Integration der Augmented Reality in die intraoperative Navigation.