Hirntumoren bei Kindern

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Als Hirntumor bezeichnet man Tumoren, die direkt im zentralen Nervensystem entstehen und wachsen. Am häufigsten treten Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen im Bereich des Kleinhirns (hintere Schädelgrube) auf, sie können aber auch im Grosshirn oder Hirnstamm wachsen.

Welche Arten von Hirntumoren gibt es bei Kindern?

Wie häufig ist ein Hirntumor bei Kindern?

Tumoren im Gehirn und Rückenmark gehören zu den häufigsten Krebsarten im Kindesalter. Sie machen ca. ein Viertel aller Krebsdiagnosen bei Kindern und Jugendlichen aus.

Das Spektrum der Hirntumoren, an denen Kinder erkranken, unterscheidet sich deutlich von dem von Erwachsenen. Auch gibt es je nach Kindesalter unterschiedliche Häufigkeiten bestimmter Hirntumoren.

Die häufigsten Hirntumoren bei Kindern sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO):

  • niedriggradige Gliome (LGG vom engl. Low-Grade Glioma) wie z. B. das Pilozytische Astrozytom
  • hochgradige Gliome (HGG vom engl. High-Grade Glioma)
  • Ependymome
  • embryonale Tumoren wie z. B. das Medulloblastom

WHO-Klassifikation

Hirntumoren werden für die Prognose und Behandlung in unterschiedliche Grade eingeteilt: von Grad 1 für langsam wachsende Tumoren bis zu Grad 4 für aggressiv wachsende Tumoren, die schnell metastasieren.

Mehr zur WHO-Klassifikation der primären Hirntumoren

Was sind die Ursachen für einen Hirntumor?

Die Ursachen für die Entstehung eines Hirntumors bei Kindern und Jugendlichen sind noch nicht eindeutig geklärt und Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte und medizinischer Studien. Es gibt keine sicher nachgewiesenen Risikofaktoren, jedoch einige genetische Erkrankungen, die das Risiko potentiell erhöhen, einen Hirntumor zu entwickeln.

Welche Symptome gibt es bei einem Hirntumor?

Die Symptome von Hirntumoren sind sehr verschieden und manchmal unspezifisch. Sie hängen in erster Linie von der Art des Tumors, seiner Lokalisation im Gehirn, der Tumorgrösse sowie vom Alter des Kindes ab.

Symptome können sein:

  • Kopfschmerzen 
  • Erbrechen auf nüchternen Magen
  • epileptische Anfälle
  • Sprach- und Sehstörungen (Doppelbilder, Schielen, etc.)
  • Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen
  • Lähmungen
  • Gedächtnisstörungen
  • Wesensveränderungen
  • zunehmender Kopfumfang bei Säuglingen (Wasserkopf)

Bei schnell wachsenden Hirntumoren sind die Anzeichen oft akut, bei langsam wachsenden eher allmählich sichtbar.

Wie wird ein Hirntumor bei Kindern diagnostiziert?

Bei Verdacht auf einen Hirntumor wird eine Bildgebung des Kopfes (und der Wirbelsäule) durchgeführt. Dies ist in der Regel eine Magnetresonanztomografie (MRT oder MRI von magnetic resonance imaging). Manchmal wird diese Untersuchung, besonders bei sehr jungen Patienten, in Sedation durchgeführt.

Um den Tumor genau zu identifizieren und festzustellen, um welche Art von Tumor es sich handelt, wird während der Operation eine Gewebeprobe entnommen. Dieses Gewebe wird dann in einem Labor (die Histopathologie) untersucht. Diese Untersuchung ist wichtig, um eventuell nötige weitere Behandlungen für den Tumor festzulegen. Dies könnte eine zusätzliche Chemotherapie, Strahlentherapie oder eine Kombination von beidem sein. Bei weniger aggressiven Tumoren ist auch ein abwartendes Vorgehen nach der Operation möglich ohne zusätzliche Therapien.

Forschungsergebnisse in der Diagnostik

Die Fortschritte in der Molekulargenetik haben zu einer Verlagerung von der reinen histopathologischen Diagnose zur integrierten Diagnose geführt. Diese neuen Kriterien wurden erstmals in die 2016 veröffentlichte WHO-Klassifikation aufgenommen und in der Ausgabe von 2021 weiter aktualisiert. Die integrierte Diagnose basiert auf molekulargenetischen Ähnlichkeiten von Tumorunterklassen und kann Unterschiede im klinischen Verlauf von feingeweblich identischen Tumoren besser erklären.

Wie wird ein Hirntumor bei Kindern behandelt?

Die Therapie von Hirntumoren bei Kindern ist komplex. Zu Beginn der Therapie spielt der Kinderarzt häufig die Hauptrolle. Bei Verdacht auf einen Hirntumor sollte aber frühzeitig auch ein Kinderneurologe und/oder Kinderneurochirurg hinzugezogen werden.

Die Standardtherapie bei einem Hirntumor besteht in der operativen Entfernung des Tumors. Während bei niedriggradigen Tumoren eine Operation des Tumors ausreichend sein kann, sind bei hochgradigen Tumoren meistens weitere Therapieschritte wie Strahlentherapie und/oder Chemotherapie notwendig. Gerade bei Kindern können die Spätfolgen hier schwerwiegend sein, weil ihr Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet und empfindlich gegenüber äusseren Einflüssen ist.

Um eine optimale Behandlungsstrategie zu gewährleisten, ist ein interdisziplinäres Experten-Team unerlässlich. Die beteiligten Disziplinen müssen sich in regelmässigen Abständen austauschen und koordinieren. *

Bei uns am Inselspital findet dies im Rahmen unseres wöchentlichen interdisziplinären Pädiatrischen Tumor-Boards statt, wo über die Art der Therapie und der Eingriffe entschieden wird. Am Tumor-Board treffen sich Spezialistinnen und Spezialisten aus Fachrichtungen der

  • Kinderonkologie
  • Kinderneurochirurgie
  • Kinderneurologie
  • Radioonkologie
  • Kinderintensivmedizin
  • Neuroradiologie
  • Kinderradiologie
  • Neuropathologie
  • spezialisierte Pflegekräfte

Bei Bedarf werden auch ein (Neuro-)Psychologe oder ein spezialisierter Therapeut hinzugezogen.

Forschungsergebnisse in der Therapie

Auch in der pädiatrischen Neuroonkologie sind wichtige Fortschritte erzielt worden. Das wachsende Verständnis des molekulargenetischen Hintergrunds der Tumorentstehung hat die Diagnosegenauigkeit verbessert. Die Stratifizierung und Personalisierung von Behandlungsprotokollen und die Entwicklung zielgerichteter Therapien werden einen deutlichen Einfluss auf die Prognose und die Lebensqualität haben.

Bei einigen pädiatrischen Tumoren haben diese Fortschritte das therapeutische Management und die Prognose in bestimmten Tumoruntergruppen bereits erheblich verbessert.*

Warum Sie sich am Inselspital behandeln lassen sollten

Die optimale Behandlung wird bei uns am Inselspital immer individuell im interdisziplinären Tumor-Board mit allen Spezialistinnen und Spezialisten diskutiert und festgelegt und mit den Eltern unserer jungen Patientinnen und Patienten abgesprochen.

Referenzen

  1. Lutz K, Jünger ST, Messing-Jünger M. Essential Management of Pediatric Brain Tumors. Children (Basel). 2022 Apr 2;9(4):498. doi: 10.3390/children9040498.

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