Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) ist eine häufige Gefässerkrankung der Extremitäten, vor allem der Beine. Bei der PAVK kommt es zu einer voranschreitenden Verengung der Arterien, die dazu führt, dass die betroffenen Gliedmassen nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt werden. Dies kann zu schweren Schmerzen, Bewegungseinschränkungen bis hin zur Bildung von Geschwüren und im schlimmsten Fall sogar zu einer Amputation der betroffenen Gliedmassen führen *. Betroffen sind bis zu 30 % der Bevölkerung * *. In schweren Fällen kann eine Rückenmarkstimulation Schmerzen lindern und eine bessere Durchblutung fördern.
Wie wird die PAVK eingeteilt?
Die Einteilung erfolgt nach Fontaine in 4 Stadien von I bis IV.
Stadium | Symptomatik |
---|---|
I | symptomfrei |
II | zeitweiliges Hinken (Claudicatio intermittens) |
IIa | beschwerdefreie Gehstrecke > 200 m |
IIb | beschwerdefreie Gehstrecke < 200 m |
III | Ruheschmerz bei Horizontallage der betroffenen Gliedmassen |
IV | Trophische Störungen, funktionelle Gewebeveränderungen, Nekrose (Gewebeuntergang), Ulkus (Gewebegeschwür), Gangrän (Wundbrand) |
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Klassische Therapie
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit wird normalerweise von den Spezialisten der Kardiologie, Angiologie oder Gefässchirurgie behandelt. Zur klassischen Therapie gehören:
- die Modifikation von Risikofaktoren
- Veränderungen im Lebensstil
- Medikamente
- interventionelle Verfahren (Angioplastie und Stent)
- operative Verfahren (Bypass-Operation) *
Rückenmarkstimulation
Bei Patienten mit anhaltenden Schmerzen, meist Patienten im Stadium III oder IV, besser aber Patienten, die sich noch im Stadium IIb befinden, kann die Rückenmarkstimulation (SCS von engl. spinal cord stimulation) eine Therapieoption sein. Die SCS kommt vor allem nach Ausschöpfen der herkömmlichen Therapieoptionen zur Anwendung. Sie vermag nicht nur die Schmerzen zu lindern, sondern kann sogar die Durchblutung der Extremitäten verbessern und damit Ulcera heilen * und unter Umständen Patienten vor einer Amputation bewahren *.
Wie wirkt die Rückenmarkstimulation?
Bei der Rückenmarkstimulation werden Elektroden in unmittelbarer Nähe des Rückenmarks implantiert. Ein Neurostimulator sendet elektrische Impulse durch diese Elektroden zum Rückenmark.
Die genauen Mechanismen der SCS sind noch nicht abschliessend geklärt. Durch die anatomische Lage nahe der Hinterstrangbahnen (im dorsalen Bereich des Rückenmarks) wird eine Kaskade an molekularen Reaktionen ausgelöst, welche schlussendlich Stickoxid (NO) freisetzen. Stickoxid ist ein potentes gefässerweiterndes Molekül.
Auch scheint es eine Modulation der Fasern des autonomen Nervensystems (Sympathikus) zu geben.
Insgesamt führen die Effekte zu einer Gefässerweiterung und somit zu einer erhöhten Durchblutung des Gewebes *.
Studien zur Erforschung der Rückenmarkstimulation bei PAVK
Gemäss den Guidelines des Neuromodulation Appropriateness Consensus Comittee (NACC) wird die Rückenmarkstimulation für die Behandlung von Nervenerkrankungen, die durch mangelnde Durchblutung hervorgerufen werden, sogenannte ischämische Neuropathien, empfohlen *.
- Bereits 1995 konnten Jivegard et al. in einer randomisierten Studie anhand von 51 Patienten eine signifikante Reduktion der Amputationsrate nachweisen *.
- Ubbink et al. zeigten 1999 in einer Subgruppe von 120 Patienten mit kritischer Beinischämie eine signifikant verminderte Rate an Amputationen durch die Behandlung mit SCS *.
- In einer weiteren Studie mit 71 Patienten wurde die Amputationsrate nach 12 Monaten konservativer Therapie mit der nach SCS verglichen. Dabei schnitt die SCS-Gruppe um 33 % besser ab. Zudem konnten in dieser Gruppe die Schmerzen signifikant gesenkt werden *.
- Horsch et al. fanden in einer retrospektiven Studie mit 258 Patienten, welche nicht für eine Revaskularisation in Frage kamen, eine signifikant verminderte Amputationsrate mit verbesserter Durchblutung sowie eine signifikante Schmerzreduktion *.
- Patienten, die sich keiner vaskulären Operation unterziehen konnten, haben in einer kleinen Studie nach einem Follow-up von 12 Monaten eine signifikante Schmerzreduktion und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität gezeigt *.
- 2009 konnte in einer grossen retrospektiven Kohortenstudie mit 98 Patienten eine gute Schmerzreduktion in 85 % der Fälle gezeigt werden *.
Referenzen
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