Intraoperative Bildgebung

Für jede Operation werden bildgebende Verfahren benötigt. Welches Verfahren konkret eingesetzt wird, hängt von der Art des Eingriffs ab. Bei neurochirurgischen Eingriffen muss die Bildgebung in der Regel zusätzlich noch durch weitere Überwachungsmethoden ergänzt werden. In unserer Klinik wird die intraoperative Bildgebung standardmässig bei allen Operationen eingesetzt.

Warum ist intraoperative Bildgebung so wichtig?

Es gibt ganz verschiedene Methoden der intraoperativen Bildgebung für jeweils unterschiedliche Ziele. Allen diesen bildgebenden Verfahren gemeinsam ist jedoch, dass sie beim schlafenden Patienten noch während eines Eingriffs eingesetzt werden. Die so gewonnenen Informationen können dann unmittelbar für die weitere Operation verwendet werden.

Der Hauptvorteil der intraoperativen Bildgebung besteht also darin, dass der Chirurg das operative Ergebnis noch im OP-Saal beurteilen und eventuell notwendige Korrekturen oder Anpassungen noch während der laufenden Operation vornehmen kann. Die intraoperative Bildgebung ist also ein wichtiges Hilfsmittel für den Erfolg einer Operation:

  • Hirntumoren können umfassender entfernt
  • chirurgische Massnahmen wie die Ausschaltung von Gefässmissbildungen oder Aneurysmen können direkt überprüft werden

Der intraoperative Betrieb von Bildgebungsverfahren ist an eine hohe Expertise gebunden. Zudem erfordert die nachträgliche Installation von intraoperativer Bildgebung in den meisten Kliniken bauliche Veränderungen und verursacht damit hohe Kosten. Der Neubau der Hochpräzisions-Operationssäle im Inselspital hat es unserer Klinik möglich gemacht, alle im Folgenden genannten Bildgebungssysteme zu implementieren.

Welche Verfahren der intraoperativen Bildgebung werden eingesetzt?

Zu den bei uns während einer Operation eingesetzten bildgebenden Verfahren zählen:

Intraoperative Magnetresonanztomografie (iMRI)

Bei Hirntumoren korreliert das Ausmass der Tumorresektion mit der Überlebensrate der Patienten. Je mehr vom Tumor entfernt werden kann, umso besser die Prognose für den Patienten. 

Unser Ziel ist es, bei niedriggradigen Gliomen oder Metastasen eine supramarginale Resektion zu erreichen. Bei der supramarginalen Resektion wird ein zusätzlicher Sicherheitsabstand von 1–2 cm um den Tumor herum entfernt, um auch Tumorzellen, die über den sichtbaren Rand hinausgehen, mit zu erfassen. Bei hochmalignen Gliomen ist eine komplette Resektion der kontrastmittelaufnehmenden Tumorzellen das primäre Ziel. Nichtsdestotrotz gibt es in der medizinischen Fachliteratur Fälle von Tumoren, die vor der Operation als komplett entfernt kategorisiert wurden, aber in etwa 40–70 % der Fälle doch nicht komplett entfernt wurden.

Die iMRI soll uns helfen, Tumoren zuverlässig möglichst vollständig zu entfernen. Zum Schutz der neurologischen Funktionen muss dies durch andere Technologien wie dem Neuromonitoring unterstützt werden.

In der funktionellen Neurochirurgie wird das iMRI bei der tiefen Hirnstimulation (kurz DBS von engl. deep brain stimulation) eingesetzt. Mit Hilfe des iMRI kann direkt nach dem Eingriff die korrekte Lage der Elektroden überpüft und gegebenenfalls korrigiert werden.

Intraoperative Computertomografie (iCT)

Die intraoperative Computertomografie (iCT) wird häufig in der Wirbelsäulenchirurgie genutzt.

Bei Wirbelsäuleneingriffen kommt es bei der Einlage von Implantaten zur Stabilisierung von Wirbeln zu einer hohen Rate von suboptimal platzierten Schrauben. Studiendaten aus jüngster Zeit zeigen, dass die intraoperative Bildgebung die Rate falsch eingelegter Pedikelschrauben um 15–16 % reduziert *. Am Ende des operativen Eingriffs kann hier durch einen Abschluss-Scan eine intraoperative Lagekontrolle erfolgen und gegebenenfalls eine Fehllage der Schrauben erkannt und korrigiert werden. Das Risiko einer Folgeoperation zur Umplatzierung der Schrauben wird damit erheblich gesenkt.

Intraoperative digitale Subtraktionsangiografie (iDSA)

Bei der endovaskulären Behandlung von Gefässerkrankungen und -missbildungen wie beispielsweise Aneurysmen oder arteriovenöse Malformationen ermöglicht die intraoperative DSA eine bessere Darstellung der Anatomie von Gefässen und versteckten Strukturen. Dies führt in der Folge zu besseren Operationsergebnissen.

Intraoperativer Ultraschall (iUS)

Auch der introperative Ultraschall wird in unserer Klinik regelmässig eingesetzt. Er dient am häufigsten zur Planung des Zugangs bei einer Tumoroperation sowie zur Steuerung bei Einlage von Hirndrainagen (z. B. Einlage von VP-Shunts oder externer Ventrikeldrainage).

Zukünftige intraoperative Bildgebung

Bei der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) handelt es sich um ein bildgebendes Diagnoseverfahren der Nuklearmedizin, mit dem Stoffwechselaktivitäten im Gewebe bildlich dargestellt werden können. Es wird vor allem zum Aufspüren von Tumoren und Metastasen eingesetzt.

Ende 2020 wurde der weltweit schnellste PET-CT-Scanner in der Universitätsklinik für Nuklearmedizin des Inselspitals in Betrieb genommen. Dieser Scanner der allerneuesten Technologie ermöglicht eine exzellente Untersuchungsqualität bei kürzeren Untersuchungszeiten und reduzierter Strahlenbelastung für unsere Patienten.

Referenzen

  1. Fichtner J, Hofmann N, Rienmüller A, Buchmann N, Gempt J, Kirschke J et al. Revision Rate of Misplaced Pedicle Screws of the Thoracolumbar Spine–Comparison of Three-Dimensional Fluoroscopy Navigation with Freehand Placement: A Systematic Analysis and Review of the Literature. World Neurosurgery. 2018;109:e24-e32.

Weiterführende Literatur

Fahlbusch R, Golby A, Prada F, Zada G. Introduction: Utility of intraoperative imaging. Neurosurgical Focus. 2016;40(3):E1.

Giordano M, Samii A, Lawson McLean A, Bertalanffy H, Fahlbusch R, Samii M et al. Intraoperative magnetic resonance imaging in pediatric neurosurgery: safety and utility. Journal of Neurosurgery: Pediatrics. 2017;19(1):77-84.

Knauth M, Wirtz C, Tronnier V, Staubert A, Kunze S, Sartor K. Intraoperative MRI to control the extent of brain tumor surgery. Der Radiologe. 1998;38(3):218-224.

Raabe A, Fichtner J, Gralla J. Advanced intraoperative imaging. Clinical and Translational Neuroscience. 2017;1(1):2514183X1771831.