In einer neuen Studie untersucht Studienleiter Dr. med. Andreas Nowacki zum ersten Mal die Wirkung einer neuen Stimulationsform der Tiefenhirnstimulation ‒ die sogenannte Burst-Stimulation. Das auf 4‒5 Jahre angesetzte Forschungsvorhaben startet im September 2022 und soll Aufschluss darüber geben, ob die Wirkung der Burst-Tiefenhirnstimulation der klassischen Tiefenhirnstimulation gleich kommt oder sogar überlegen ist bei der Schmerzlinderung von Nervenschmerzen.

Das neuropathische Schmerzsyndrom

Nach einem Schlaganfall entwickeln bis zu 10 % aller Patienten teils sehr intensive, chronische Schmerzen, die oft zu einem hohen Leidensdruck führen. Diese neuropathischen Schmerzen sind Ausdruck der Schädigung von sensiblen Nervenstrukturen. Aus diesem Grund lassen sich neuropathische Schmerzen oft auch nur unzureichend mit konventionellen Therapien und Medikamenten behandeln.

Die tiefe Hirnstimulation

Als alternative Behandlungsmethode kommt bei Betroffenen die Tiefenhirnstimulation in Frage. Bei diesem Verfahren werden Elektroden an bestimmte anatomische Strukturen des Gehirns implantiert, um therapeutische Stromimpulse abzugeben. Obwohl diese Therapie häufig eine deutliche Schmerzlinderung erzielt, kommt es leider bei vielen Patienten trotz anfänglich gutem Ansprechen nach und nach zu einer Rückkehr der Schmerzen bis auf das Ausgangsniveau.

Die Burst-Tiefenhirnstimulation

Man erhofft sich nun, dass mit der Burst-Tiefenhirnstimulation, bei der im Gegensatz zur klassischen tonischen Tiefenhirnstimulation keine kontinuierlichen Stromimpulse von niedriger Frequenz sondern Blöcke von fünf kurz andauernden Stromimpulsen mit sehr hoher Frequenz verabreicht werden, bessere und lang anhaltendere Ergebnisse für betroffene Schmerzpatienten erzielt werden können.

Studienablauf

Andreas Nowacki, Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurochirurgie des Inselspitals Bern, ist Leiter dieser prospektiven, randomisierten Überkreuz-Phase-2-Studie. Teilnehmern der Studie werden in einer vierwöchigen Probephase Elektroden implantiert. Beide Stimulationsarten – Burst-Stimulation und tonische Tiefenhirnstimulation – werden anschliessend in Blöcken von jeweils 10 Tagen getestet, ohne dass der Proband weiss, welche Art der Stimulation gerade erfolgt. Nach Auswertung der Ergebnisse entscheiden die Probanden, ob sie von einer der beiden Stimulationsarten ausreichend profitiert haben und sie als langfristige Therapie nutzen möchten. Im positiven Fall erfolgt die Implantation eines internen Impulsgenerators. Eine abschliessende klinische Kontrolle nach 12 Monaten überprüft die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit der Stimulation.