Forschung Hirngefässe

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Bei der Hirngefässneurochirurgie oder vaskulären Neurochirurgie handelt es sich um eine hochspezialisierte Disziplin. Die Forschung auf diesem Gebiet ist entscheidend, um die Behandlung lebensbedrohlicher Gefässerkrankungen wie Aneurysmen, Schlaganfälle und Gefässmissbildungen stetig zu verbessern und Risiken für Patienten zu minimieren. Durch kontinuierliche Innovationen können Eingriffe sicherer, präziser und weniger invasiv gestaltet werden, was langfristig die Genesungschancen und Lebensqualität der Betroffenen erhöht.

Wo steht die Gefässchirurgie heute?

Die gefässchirurgische Forschung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte in mehreren Schlüsselbereichen gemacht.

Erstens hat die Entwicklung hochauflösender Bildgebungstechniken, wie der 3D-Angiografie und der funktionellen Magentresonanztomografie (MRT oder MRI) die Planung und Durchführung von Eingriffen deutlich präziser gemacht. 

Zweitens ermöglichen neue minimalinvasive Methoden, insbesondere endovaskuläre Techniken wie Stent- und Coiling-Verfahren, die Behandlung von Hirnaneurysmen und Gefässmissbildungen ohne offene Operation. 

Auch die Robotik und die Nutzung von Operationsmikroskopen mit fluoreszenzgestützter Bildgebung verbessern die Präzision und Sicherheit der Eingriffe. 

Ein weiterer Fortschritt liegt in der Nutzung von künstlicher Intelligenz, die dabei hilft, Schlaganfall- und Blutungsrisiken frühzeitig zu erkennen und Behandlungspläne individuell anzupassen. 

Schliesslich tragen verbesserte Biomaterialien und personalisierte Gefässimplantate dazu bei, die Langzeitprognose und Haltbarkeit von Eingriffen zu verbessern.

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie

  • die Durchführung unseres jährlichen Berner «Hands-on Aneurysma-Clipping-Kurs», bei dem junge Neurochirurgen die sichere Operation von Aneurysmen erlernen, anwenden und perfektionieren
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  • die Entwicklung innovativer Therapien für Aneurysmen und Gefässmissbildungen zur Senkung des Schlaganfallrisikos
  • Forschung zu Bildgebung und OP-Techniken für präzisere und schonendere Eingriffe
  • Forschung zu neuen Medikamenten zur besseren Durchblutung und Gefässheilung

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Ihre Spende für unsere vaskuläre Forschung hilft uns, unsere Forschungsprojekte voranzutreiben und Patienten neue Hoffnung zu geben. Gemeinsam können wir die Zukunft der Medizin gestalten und Heilungschancen verbessern.

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News-Artikel

Berner Hands-on Aneurysma Clipping Kurs
Nach dem äusserst positiven Feedback der Vorjahre fand am 27. und 28. Mai 2025 bereits zum dritten Mal der «Hands-on Aneurysma Clipping Kurs» in Bern…
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Gastprofessur an der renommierten Mayo Clinic
Prof. Dr. med. David Bervini stärkt die internationale Zusammenarbeit mit der Mayo Clinic im Bereich der vaskulären Neurochirurgie.
Oberarzt der Neurochirurgie mit Forschungspreis ausgezeichnet
Wir gratulieren PD Dr. med. Johannes Goldberg zum Albrecht-von-Haller-Award der Schweizer Herzstiftung für seine Forschung zum Aneurysma-Screening.
OP-Training am Aneurysma-Simulator
Damit jeder Handgriff sitzt: Auf dem 2. Berner Workshop für Aneurysmachirurgie (14./15.05.) wird die anspruchsvolle OP simuliert und trainiert.
Hands-on: Aneurysma-OP am Simulator
Aneurysma-Chirurgie ist herausfordernd. Umso wichtiger, dass jeder Handgriff sitzt. Üben liess sich das am ersten Simulationsworkshop.
Podcast Aneurysma
Medientipp! Hören Sie den PRIMO MEDICO Fachärzte Talk mit Prof. Dr. med. Andreas Raabe zum Thema Aneurysma.
4D-Simulation – Durchbruch bei Hirn-OPs
Entwicklung eines neuen 4D-Simulators, der die Patientensicherheit bei Aneurysma-Operationen verbessern wird.
Portraitaufnahme von Dr. David Bervini und Fredrick Johnson Joseph vor einer hellen Wand
Auszeichnung für Inselspital-ARTORG-Spin-off
Dr. David Bervini und Fredrick Johnson Joseph werden von Venture Kick mit 10 000 CHF für ihre Arbeiten am 4D-Patientensimulator ausgezeichnet.

Aktuelle Studien & Projekte im Bereich Hirngefässe

EMINENT-ICH Studie

Frühe minimal-invasive, bild-gesteuerte endoskopische Entfernung von Hirnblutungen: ein randomisiert, kontrollierter klinischer Versuch

Early minimally invasive image guided endoscopic evacuation of intracerebral haemorrhage (EMINENT-ICH): a randomized controlled trial

Spontane Hirnblutungen sind die zweithäufigste Form von Schlaganfällen und betreffen jährlich etwa 2500 Menschen in der Schweiz. Ein Jahr nach einer Hirnblutung sind rund die Hälfte der Betroffenen verstorben, während viele der Überlebenden schwer beeinträchtigt sind.

Zurzeit gibt es keine wirksame Behandlung für Hirnblutungen. Die Standardbehandlung besteht aus der Kontrolle des Blutdrucks, intensiver Überwachung und früher Rehabilitation. Oft wird auch eine offene Hirnoperation durchgeführt, um die Blutung zu entfernen. Jedoch zeigen weder diese noch die Standardbehandlung klare Vorteile für das Überleben oder die Lebensqualität der Betroffenen. 

Eine minimalinvasive endoskopische Entfernung der Blutung könnte jedoch Vorteile bieten, wie kleinere Studien nahelegen. Es fehlen jedoch grosse, randomisierte Studien, die diese Ergebnisse bestätigen. Mit der EMINENT-ICH-Studie soll gezeigt werden, dass ein minimalinvasiver endoskopischer Eingriff zusammen mit der Standardbehandlung bessere Überlebenschancen und weniger bleibende Schäden für Betroffene bringen kann.

Studienleiter:Prof. Dr. med. Andreas Raabe
Studienkoordinatorin:Dr. Sc. nat. Lisa Grönnert
Studienregister:NCT04805177

Eminent-ICH-Studie

Proteomics-Projekt

Eine Proteomikanalyse zur Identifikation von Plaqueinstabilitätsmarkern in Endarterektomie-Präparaten von Patienten mit atherosklerotischer Karotisstenose

A proteomics discovery approach to identify candidate biomarkers of atherosclerotic plaque instability in endarterectomy specimens of patients with carotid disease

Eine wichtige Ursache für Schlaganfälle ist die Karotisstenose, eine durch Ablagerungen in der Halsschlagader verursachte Einengung. Die Einengung entsteht durch Arteriosklerose, bei der Fette und Cholesterinkristalle in den Arterienwänden eingelagert werden. Wenn es zu Einrissen in diesen Ablagerungen kommt, können kleine Partikel freigesetzt werden, die über den Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen. Es besteht die Hypothese, dass bestimmte Zusammensetzungen der Ablagerungen mit einem höheren Risiko für Einrisse und damit für Schlaganfälle einhergehen. 

In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir die genaue Zusammensetzung dieser Ablagerungen und vergleichen sie zwischen verschiedenen Patientengruppen. Damit erhoffen wir uns Ablagerungen mit einem erhöhten Risiko für Einrisse frühzeitig zu erkennen, um gezielte Behandlungsmassnahmen ergreifen zu können und so Schlaganfälle zu verhindern.

Studie zu Aneurysmen bei Rauchern

Schweizer Pilot-Screening-Studie für unrupturierte intrakranielle Aneurysmen bei Rauchern zur Verhinderung von Subarachnoidalblutung

Das Ziel der Studie ist herauszufinden, ob bei Rauchern zwischen 30 und 60 Jahren, welche im Schnitt mehr als eine Packung Zigaretten pro Tag für 10 Jahre geraucht haben (10 pack-years), eine vermehrte Häufigkeit von nicht geplatzten Aneurysmen der Hirngefässe besteht. Weiterhin möchten wir die Konsequenzen einer solchen Untersuchung auf die weitere Behandlung bei Entdeckung eines Aneurysmas (gegebenenfalls Ausschaltung des Aneurysmas, Rauchstopp) und die Lebensqualität untersuchen.

Ungefähr 3 % der Bevölkerung haben ein sogenanntes Aneurysma der Hirngefässe. Diese Aneurysmen sind Aussackungen der Gefässe, welche platzen können und dann eine lebensgefährliche Hirnblutung verursachen. Da Aneurysmen der Hirngefässe keine Krankheitssymptome verursachen, werden diese meist zufällig entdeckt oder sobald es zu einer Hirnblutung kommt.

Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Hirnblutung aus einem Aneurysma. 40 % aller Patienten mit Hirnblutungen aus Aneurysmen sind Raucher. Ist bei Rauchern ein nicht geplatztes Aneurysma bekannt, ist das Risiko für eine Hirnblutung im Verlauf des weiteren Lebens erhöht.

Neuere Erkenntnisse aus kleineren Studien lassen vermuten, dass bei Rauchern deutlich häufiger ein Aneurysma der Hirngefässe vorhanden ist (> 10 %), als in der allgemeinen Bevölkerung (3 %). Dadurch stellt sich die Frage, ob bei stärkeren Rauchern ein Nutzen von einer Screening-Untersuchung besteht, wie sie auch für andere Erkrankungen, wie z. B. Darmkrebs, durchgeführt wird, um zukünftige Hirnblutungen zu verhindern.

7-Tesla-Aneurysma-Studie

Studie zur Verlaufskontrolle unrupturierter intrakranieller Aneurysmen mit 7-Tesla-Hochfeld-MRI

Ungefähr 3 % der Bevölkerung haben ein zerebrales Aneurysma – eine Gefässaussackung im Gehirn, die in seltenen Fällen reissen und eine lebensgefährliche Hirnblutung verursachen kann. Für Betroffene ist eine genaue Risikobewertung entscheidend, um zu entscheiden, ob eine Behandlung notwendig ist oder eine regelmässige Beobachtung ausreicht.

Warum ist eine genauere Untersuchung wichtig?
Aneurysmen mit einem erhöhten Rupturrisiko zeigen häufig Entzündungen in der Gefässwand. Diese können mithilfe von Kontrastmittelanreicherungen sichtbar gemacht werden. Allerdings ist die Auflösung eines herkömmlichen 3T-MRIs oft nicht ausreichend, um diese Entzündungen zuverlässig zu erkennen.

7T-Hochfeld-MRI – eine neue Dimension der Bildgebung
Ein 7T-Hochfeld-MRI bietet eine wesentlich höhere Bildauflösung als ein Standard-3T-MRI. Dadurch kann die Beschaffenheit der Aneurysmawand präziser beurteilt und das individuelle Rupturrisiko besser eingeschätzt werden.

Möglichkeit zur Teilnahme an dieser Studie
Im Rahmen unseres Forschungsprojekts möchten wir bei Patientinnen und Patienten mit nicht geplatzten Aneurysmen zusätzlich zur regulären Verlaufskontrolle im 3T-MRI eine Untersuchung im hochauflösenden 7T-Hochfeld-MRI durchführen. Studienteilnehmer leisten so einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Diagnostik und zur Entwicklung noch sicherer Behandlungsstrategien.

Studienleiter:PD Dr. med. Johannes Goldberg
Studienkoordinatorin:Nicole Söll

VasoStim-Studie

Stimulation des Halsmarkes bei Patienten mit Gefässkrämpfen der Gehirnarterien nach Blutung aus einer geplatzten Gefässaussackung: VasoStim Studie 

Eine Subarachnoidalblutung (SAB) ist eine lebensbedrohliche Hirnblutung. Ein Drittel der Betroffenen stirbt vor dem Eintreffen im Krankenhaus, ein weiteres Drittel überlebt mit bleibenden Behinderungen, und nur ein Drittel hat keine oder nur geringe Auffälligkeiten. Ab dem 4. Tag nach der Blutung können ausserdem gefährliche Vasospasmen auftreten, die den Krankheitsverlauf verschlimmern. Patienten mit einer Grad-3-Blutung nach der Fisher-Klassifikation haben ein besonders hohes Risiko für diese Gefässverengungen. Aktuelle Therapien sind nur begrenzt wirksam. 

In dieser Studie mit 15 Patienten am Inselspital untersuchen wir die Wirkung und die Mechanismen zur Reduktion der Vasospasmen mithilfe der Neurostimulation. Der Neurostimulator ist aktuell noch nicht für Vasospasmen geprüft und zugelassen.

Studienleiterin:Dr. med. Janine-Ai Schlaeppi
Studienregister:NCT05150002