Die Neurochirurgin Kathleen Seidel hat zusammen mit Chefarzt Prof. Andreas Raabe eine Operationsmethode entwickelt, mit der die Komplikationsrate bei der Entfernung von Hirntumoren auf 5 % gesenkt werden konnte. Dafür wurde sie mit dem Theodor-Kocher-Preis ausgezeichnet. Am Race for Life können Sie ausprobieren, wie das Prinzip des dynamischen Saugers funktioniert.

Jährlich erkranken in der Schweiz 600 Menschen an einem bösartigen Hirntumor. Fast ein Drittel der Betroffenen sind zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 Jahre alt. Bei Kindern ist die Hirntumordiagnose nach Leukämie sogar die zweithäufigste Krebserkrankung. Noch vor 5 Jahren konnten viele Betroffene nicht operiert werden, weil das Risiko, dass die Hirntumor-Operation eine bleibende Lähmung verursacht, zu hoch gewesen wäre. Damit wollten sich die Neurochirurginnen und Neurochirurgen der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Inselspital nicht abfinden.

Eine Einparkhilfe für Neurochirurginnen und Neurochirurgen


Zusammen mit Prof. Dr. med. Andreas Raabe, Direktor und Chefarzt der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Inselspital, entwickelte PD Dr. med. Kathleen Seidel zunächst eine Art Stromradar, der – ähnlich wie ein Flugzeugradar – die Abstände zu den wichtigsten Nervenbahnen misst. Dank diesem Radar weiss die Chirurgin, wie sie an den funktionalen Arealen vorbeisteuern und zum Tumor gelangen kann. In einem zweiten Schritt wurde der Stromradar mit dem chirurgischen Instrument kombiniert, mit dem ein Tumor während der Operation wegsaugt wird. So entstand der dynamische Sauger. Seither müssen die Chirurgen nicht mehr zwischen zwei Instrumenten hin und her wechseln. Der Sauger stimuliert die Zellen im Gehirn kontinuierlich mit Strom und signalisiert der Chirurgin über ein akustisches Signal, wenn sie dem Bewegungszentrum gefährlich nahekommt. Damit wird sichergestellt, dass wirklich nur Tumorgewebe entfernt wird. Seit der Einführung des dynamischen Saugers im Jahr 2014 konnte die Komplikationsrate – also bleibende Lähmungen nach einer Hirntumoroperation –  von 14 % auf heute 5 % gesenkt werden. Für den Erfolg dieser Methode wurde Kathleen Seidel letztes Jahr mit dem Theodor-Kocher-Preis ausgezeichnet. Heute wird der dynamische Sauger in über 40 Ländern eingesetzt.

Mit dem Stromradar das Bewegungszentrum finden

Kathleen Seidel wird am Race for Life persönlich über ihre Forschungsarbeit Auskunft geben und am Stand des UCI Tumorzentrums die Funktionsweise des dynamischen Saugers erklären. An einem Modell kann man selber versuchen, mit dem dynamischen Sauger das Bewegungszentrum im Gehirn ausfindig zu machen. Wer herausfindet, welche Hirnregion die Bewegung des rechten Arms steuert, gewinnt ein Eis der Gelateria di Berna. Besuchen Sie dazu den Stand des Tumorzentrums auf dem Bundeshausplatz.

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