Bereits vor der Operation perfekt vorbereitet

Wenn der Neurochirurg im Vorfeld präzise weiss, wo funktionelle Hirnareale in Relation zum Tumor liegen, kann er die Operation sicher planen und das Risiko möglicher Folgeschäden minimieren. Mit der navigierten transkraniellen Magnetstimulation (nTMS) können wichtige Funktionen im Gehirn wie auf einer Landkarte millimetergenau lokalisiert werden. Sie zeigt beispielsweise, wo genau das für Motorik zuständige Hirnareal liegt und wie gross der Sicherheitsabstand zum Tumor ist.
Bei der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) handelt es sich um ein nicht-invasives Verfahren, bei dem Nervenzellen im Gehirn angeregt werden. Dies geschieht über eine Stimulationsspule, die ein Magnetfeld produziert, das ein schwaches elektrisches Feld im Bereich der Grosshirnrinde erzeugt, wodurch Nervenzellen stimuliert werden und Aktionspotenziale entstehen. Wird dabei zum Beispiel das Handareal des motorischen Kortex angeregt, bewegen sich die Finger. Die zum Zeitpunkt der Stimulation erzeugten motorisch evozierten Potenziale (MEP) können gemessen und analysiert werden.
Wie läuft eine transkranielle Magnetstimulation ab?
Zu Beginn der TMS nehmen Sie auf einem speziellen Stuhl Platz. Ihr aktuelles Bild aus einer Magnetresonanztomografie (MRT oder MRI von Magnetic Resonance Imaging) wird in das TMS-Gerät eingelesen. Drei Punkte werden als Koordinaten bestimmt. Diese Punkte werden mit Hilfe einer Infrarotkamera und Referenzpunkten an Ihrem Kopf gesucht. Dies ermöglicht dann eine millimetergenaue Stimulation.
Je nachdem welches Kraftzentrum in Ihrem Fall betroffen ist, werden Klebeelektroden an den entsprechenden Muskeln angebracht. Durch eine Elektromyelografie (EMG) kann die elektrische Muskelaktivität gemessen und grafisch dargestellt werden. Ihre wichtigste Aufgabe bei der Untersuchung ist es, sich zu entspannen. Mit der Magnetspule wird nun das Kraftzentrum der zu untersuchenden Muskeln gesucht und eine entsprechende Karte angefertigt, die dem Neurochirurgen bei der Planung der Tumorentfernung hilft *.
Wir am Inselspital arbeiten aktiv an der Weiterentwicklung dieser Methoden im Rahmen internationaler Projekte mit.

Bessere Voraussagen nach der Operation
In seltenen Fällen kann es nach einer Operation sehr nahe des Bewegungszentrums zu einer Krafteinschränkung kommen. In solchen Fällen können wir mit der gleichen Untersuchung vorhersagen, wie schnell eine Erholung stattfinden wird. Kann man gute Antworten an den Armen und Beinen ableiten, wird der Patient sich rasch erholen. Diese Ergebnisse konnten wir kürzlich in einer internationalen Fachzeitschrift vorstellen *.

Referenzen
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Krieg SM, Lioumis P, Makela JP, et al. Protocol for motor and language mapping by navigated TMS in patients and healthy volunteers; workshop report. Acta neurochirurgica. 2017;159:1187-1195.
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Seidel K, Häni L, Lutz K, Zbinden C, Redmann A, Consuegra A, Raabe A, Schucht P. Postoperative navigated transcranial magnetic stimulation to predict motor recovery after surgery of tumors in motor eloquent areas. Clin Neurophysiol. 2019 Jun;130(6):952-959.