Prof. Dr. med. Philippe Schucht, Stv. Chefarzt Neurochirurgie und Leiter Neuroonkologie, erhält für sein HORAO-Projekt den Sinergia-Grant des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) in Höhe von 2,3 Millionen Franken. Dieser prestigeträchtige Grant wird nur an Forschungskooperationen vergeben, die interdisziplinär und mit Aussicht auf bahnbrechende Erkenntnisse forschen.

Dies trifft auf das HORAO-Projekt zu. Hervorgegangen aus dem ersten Schweizer Crowdfunding im Bereich Medizinforschung und einem anschliessenden globalen Crowdsourcing-Wettbewerb für Forscher und Entwickler war es von Anfang an Ziel dieses Projekts, eine innovative Technologie zu finden, die die Grenzen zwischen Tumor und dem umliegenden gesunden Gewebe für den Neurochirurgen sichtbar und so Hirntumoroperationen sicherer macht. Bei Hirntumoren ist der erste und entscheidende Schritt in der Behandlung nach wie vor die vollständige Entfernung.

Der Sieger des Crowdsourcing-Wettwettbewerbs von 2019 war Ivan Gusachenko, ein Entwicklungsingenieur aus Frankreich. Er schlug vor, die Mueller-Polarimetrie-Bildgebung zu verwenden, um Gewebestrukturen im Gehirn besser optisch darzustellen und zu untersuchen. Der Mueller-Polarimetrie liegt zugrunde, dass organisierte Strukturen im Hirn, die sogenannten Hirnfasern, polarisiertes Licht anders reflektieren als die unorganisierten Zellen von Tumoren.

Auf dieser Idee aufbauend hat sich eine intensive Forschungszusammenarbeit zwischen der École Polytechnique in Paris und der Neurochirurgie am Inselspital in Bern entwickelt. Ziel ist es, das chirurgische Mikroskop mit Polarisatoren auszustatten, damit Tumorränder direkt in das Mikroskopbild, das der Chirurg oder die Chirurgin während der Operation sieht, eingeblendet werden können. Ein erster gemeinsam entwickelter Prototyp wird seit dem Frühjahr am Inselspital getestet und gemeinsam mit Richard McKinley vom Institut für Neuroradiologie (Advanced Imaging) und dem Institut für Pathologie weiterentwickelt. Wenn es gelingt, die Mueller-Polarimetrie-Mikroskopie so zu miniaturisieren, dass sie in das neurochirurgische Operationsmikroskop für den Einsatz am Menschen integriert werden kann, wird dies ein bedeutender Durchbruch für alle zukünftigen Hirntumoroperationen sein.

Die Universitätsklinik für Neurochirurgie des Inselspitals gratuliert Philippe Schucht zu diesem grosszügigen SNF-Grant und wünscht ihm viel Erfolg für seine weitere spannende und wegweisende Forschung.

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